Chronik Bestattungen Fliegauf

Josef Rauch, Schreinermeister aus Deggenhausen, geb. am 17. März 1885, betrieb sein Leben lang dort eine kleine Schreinerei und arbeitete, wie es zu dieser Zeit üblich war, auch als Totengräber für die Gemeinde Deggenhausen. Wenn ihm ein Sterbefall gemeldet wurde, musste er die Leichenschau vornehmen und es wurden ein Sarg und ein Grabkreuz angefertigt. Das Ausheben des Grabes und der Transport des Sarges mit dem Pferdegespann gehörten ebenfalls zu seinen Aufgaben.

Mein Vater Erwin Fliegauf, geb. am 21.Dezember 1926 in Konstanz, zog nach Ende des Krieges nach Deggenhausen und heiratete die Tochter Hedwig von Josef Rauch. Auf diese Weise wurde er mit den Aufgaben innerhalb der Schreinerei und der Tätigkeit als Totengräber vertraut. Wenn er seinem Schwiegervater den Vorschlag unterbreitete, Särge möglicherweise auf Vorrat anzufertigen, lehnte dieser ab mit den Worten „Das kannst du nicht machen. Sonst sagen die Leute „Der kann es nicht erwarten, bis der nächste im Ort stirbt“.

Nach dem Tod vom Opa Rauch im Januar 1965 baute mein Vater die Schreinerei und somit auch das Bestattungsunternehmen stetig aus. Särge wurden inzwischen nicht mehr in eigener Produktion gefertigt sondern vom Händler bezogen. Anstelle des Leichentransportanhängers wurde dann ein Leichenwagen der Marke Opel angeschafft, der über die Jahre immer wieder durch ein neues Modell ersetzt wurde.

Als mein Bruder Josef eine Schreinerlehre absolvierte und die Meisterprüfung ablegte, wurde eine größere Werkstatt gebaut und ein Sarglager errichtet. Die technische Ausstattung sowie die entsprechenden Dienstleistungen wurden weiter entwickelt: Es folgte die Anschaffung eines Friedhofsbaggers, eines Erdcontainers sowie dem Zubehör. Das Einsatzgebiet bezüglich der Durchführung von Bestattungen und den Friedhofsarbeiten dehnte sich zunehmend aus. So war unser Familienunternehmen nicht nur in Deggenhausertal tätig, sondern ebenso in Horgenzell, Salem und in Wilhelmsdorf regelmäßig im Einsatz.

Als mein Bruder Josef aufgrund einer schweren Erkrankung den Betrieb verlassen musste,  bin ich im Jahre 1991 in die Firma eingestiegen. Im Jahre 1998 gründete ich mit meinem Vater eine GbR. Meine Tochter Manuela absolvierte eine Schreinerlehre im Betrieb und wuchs somit auch in das Bestattungswesen hinein.

Nach dem Tode meines Vaters Erwin im Jahre 2000 wurde die Firma gesplittet und ich führte mit meiner Tochter Manuela das Bestattungsunternehmen weiter. Wir bauten den Betrieb miteinander zunehmend aus. Dabei verlegten wir den Firmensitz in die Aachstraße nach Deggenhausen. Die Verträge mit den Gemeinden wurden weitergeführt und darüber hinaus waren wir nun auch für die Gemeinde Bermatingen tätig. Neben einem neuen Büro und Besprechungszimmer entstand eine Sargausstellung, um den Angehörigen den bestmöglichen Service zu bieten. Die Organisation rund um Bestattung war selbstverständlich.

Zum 1. Januar 2017 habe ich aus gesundheitlichen Gründen die Verträge mit den Gemeinden über die Friedhofsarbeiten gekündigt und die damit verbundenen Gerätschaften an die Firma Kamuf in Salem übergeben.

Am 1. Januar 2019 habe ich dann mein Bestattungsunternehmen in der dritten Generation an die Firma Bestattungs-Institut Vogt, mit der wir bereits seit vielen Jahren ein gutes und kollegiales Verhältnis pflegten, übergeben und bin in den Ruhestand gegangen.

Werner Fliegauf, Juni 2020